„Deine ganzen Vorbereitungen werden dir hier wenig helfen, lass es einfach auf dich wirken!“ Schnell wurde mir klar, was die Leiterin des „KochMit!“-Workshops Frau Petra Loog mit diesem Satz meinte.
Am 21. September 2019 machte ich mich auf den Weg in die Diakonie Michaelshoven in Köln-Rodenkirchen. Ziel meines Vorhabens war der inklusive Workshop „KochMit!“, ein Projekt der KÖLN BEWEGT e.V.. Dieser Verein bietet Menschen mit und ohne Behinderung die Möglichkeit, ihre Talente zu entdecken und zu entfalten. Im Workshop „KochMit!“ wird jungen Menschen zweimal monatlich auf einfache Weise unter Anleitung eines Profi-Kochs das Kochen vermittelt. Das Projekt machte uns neugierig…
Das Team bestand aus vier „Jung-Köchen“ im Alter von 12 bis 20 Jahren, dem Profi-Koch Lyubomir, der Leiterin Frau Petra Loog und zwei Betreuerinnen. Die gesamte Gruppe nahm mich sofort herzlich auf und sorgte dafür, dass mir meine anfängliche Nervosität schnell genommen wurde. Für das Essen wurden frische Produkte aus der Region verwendet, die Lyubomir am Kochtag eingekauft hat. Die Speisekarte sah folgendermaßen aus: als Hauptgang sollte es Kürbisrisotto mit Gemüse und Hühnchen geben und zum Nachtisch einen Kürbiskuchen. Mit einer kleinen Warenkunde leitete Lyubomir das Kochen ein. Er kennt seine Jung-Köche bereits seit zwei Jahren und konnte so die Aufgaben nach ihren Fähigkeiten gut und schnell verteilen. Der Profi-Koch erklärte den Jung-Köchen ruhig und geduldig ihre Aufgaben und leitete diese an. Die Jung-Köche waren mit viel Spaß und Interesse an der Arbeit und haben kräftig mitgeholfen. Ich fühlte mich direkt als Teil des Teams und nutze viele Möglichkeiten, mit den Teilnehmenden ins Gespräch zu kommen. Nach ca. zwei Stunden konnten wir gemeinsam ein tolles Essen genießen. Auch hier zeigte sich das besondere Wir-Gefühl der Gruppe.
Mit Stolz präsentierten die Jung-Köche das Ergebnis ihrer Arbeit, was ihnen eine gehörige Portion an Selbstvertrauen vermittelt hat. Mit dem erlernten Know-How und dem damit gesteigerten Selbstbewusstsein hat bereits ein Teil der Teilnehmenden den Schritt in eine bezahlte Ausbildung zur Köchin oder zum Koch schaffen können. Sie erhalten vom „KochMit!“-Projekt Zertifikate über ihre Fähigkeiten, die ihnen den Schritt ins Berufsleben erleichtern sollen. Johanna aus meiner Gruppe erzählte mir, dass ihr Traum, in einer Küche mitwirken zu können, in Erfüllung gegangen ist. In diesem Jahr hat sie ihre dreijährige Ausbildung in der Küche des KAT18, einer Kölner Kaffeebar, angefangen.
Als Fazit des Besuchs ist festzuhalten, dass es möglich ist, auch Menschen mit einer Behinderung praktische Fähigkeiten in einer Form zu vermitteln, dass sie einer bezahlten Arbeit nachgehen können. Dadurch wird der Weg in ein selbstständiges und unabhängiges Leben geebnet und zudem wird ihr Selbstbewusstsein gesteigert. Projekte dieser Art können jedoch nur Erfolg haben, wenn sie öffentlich gemacht werden, damit sowohl Eltern von Kindern mit einer Behinderung, potentielle Teilnehmende, Sponsoren und mögliche Arbeitgeber auf die Projekte aufmerksam werden.
Ich konnte an diesem Tag viele wichtige Eindrücke gewinnen und bedanke mich bei dem „KochMit!“-Team für die herzliche Aufnahme.
von: Nadja Engel, wissenschaftliche Hilfskraft an der Hochschule Magdeburg-Stendal