Kochworkshop: Regionale Küche mit einem Spritzer Inklusion

Sarah zeigt Birgit wie sie Eigelb und Eiweiß voneinander trennt und beides in zwei verschiedene Schüsseln gibt. „Jetzt du.“ Sarah ist Auszubildende zur Fachpraktikerin Küche. Birgit arbeitet im Küchenbereich bei der Lebenshilfe. Heute kochen sie zusammen.

Im Oberstufenzentrum Prignitz fand am 16. Januar 2020 der zweite Kochworkshop im Rahmen des Verbundprojektes „Inklusive Küche 4.0“ (IKKE) statt. Vier Teams stellten im Rahmen ihrer Ausbildung ein professionelles Brunch Buffet mit regionalen Produkten zusammen. Das Besondere – es handelt sich um Auszubildende zum Koch / zur Köchin, FachpraktikerInnen Küche und MitarbeiterInnen aus der Lebenshilfe.

Die Vorfreude war groß. Der Kochworkshop im Mai 2019, zum Auftakt des Projektes, blieb allen 13 Teilnehmenden positiv in Erinnerung. Seitdem wurden sie als inklusive Klasse gemeinsam im Modul „Regionale Küche“ unterrichtet. Im Vorfeld des Workshops konnten sich die gemischten Teams selbst Rezepte mit lokalen Spezialitäten aussuchen und ihre Einkaufslisten schreiben. Das Team von Alessa, Hardy, Ole und Pascal hat sich für eine klassische Kartoffelsuppe entschieden. Wer wofür verantwortlich ist, haben sie vorher abgesprochen. Die Stimmung ist gut. Alle arbeiten sehr kollegial und weitestgehend selbständig zusammen. Zusätzlich stehen den Teams vier AusbilderInnen zur Seite, die beraten und eingreifen können. Jan Härtling, Ausbilder am Berufsbildungszentrum Prignitz für die FachpraktikerInnen Küche, erklärt sehr anschaulich, worauf es bei einem gelungenen Hefeteig ankommt.

Der praktische Teil funktioniert richtig gut. In den Interviews geben einige Teilnehmende zu, zum Start des Projektes IKKE auf Grund der unterschiedlichen Fähigkeiten Bedenken gehabt zu haben. Sie haben sich nicht bestätigt. Im Gegenteil. Einzelne Auszubildende entdecken ganz neue Kompetenzen. Mit großer Geduld zeigen sie ihren Teammitgliedern spezielle Schneidetechniken oder versuchen gemeinsam den Thermomix zu bedienen, der hier zum ersten Mal in der Kochausbildung eingesetzt wird. Er soll Menschen mit geistigen Beeinträchtigungen dabei unterstützen, die Arbeitsschritte einfacher verfolgen zu können.

Die größere Herausforderung stellt der theoretische Unterricht dar. Im Modul „Regionale Küche“ geht es neben dem Kochen auch um Geografie des Bundeslandes sowie den Landkreis Prignitz. Auch die Geschichte der Region und die Entwicklung der Kochkunst spielen eine wichtige Rolle. Diese Inhalte sind für Menschen mit Lernbeeinträchtigung und/oder geistiger Behinderung schwerer zu verstehen. Das Projekt IKKE hat sich zum Ziel gesetzt, die Lerninhalte so zu überarbeiten, dass sie den unterschiedlichen Lernanforderungen der drei Zielgruppen gerecht werden. Durch den Einsatz von technischen Hilfsmitteln und neuen Lehrmethoden, erprobt die Hochschule Magdeburg-Stendal, wie Barrieren in der Vermittlung des Lehrstoffes abgebaut werden können. Das gesamte Projekt wird wissenschaftlich begleitet und evaluiert. Es soll ein Handlungsleitfaden für die „Gemeinsame Schule und Ausbildung“ der Zukunft entwickelt werden.

Pünktlich um 12:00 sitzt die inklusive Klasse, die AusbilderInnen und das IKKE-Team im eingedeckten Lehrrestaurant. Schulleiter Jan Meyerhoff bedankt sich bei den Teilnehmenden für ihre Offenheit und das Engagement im vergangenen Schuljahr. Er ist sehr begeistert, was die Teams zusammengestellt haben: „Das Buffet ist eröffnet“.

Projektlaufzeit:                              01.08.2018 bis 31.07.2021

Projektvolumen:                     644.809,82 € 

Projektleitung:                                        Herr Prof. Dr. Matthias Morfeld (Hochschule Magdeburg-Stendal)

Verbundpartner:                   Hochschule Magdeburg-Stendal, Oberstufenzemtrum Prignitz (Landkreis Prignitz), Lebenshilfe Prignitz e.V., Berufsbildungszentrum Prignitz GmbH

Projektträger:                                Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR) & Bundesministerium für Bildung und Forschung